
Schleswig-Holsteins neues Kita-Gesetz verspricht weniger Ausfälle, mehr Sicherheit und geringere Kosten – bei gleicher Betreuungsqualität. Doch ist das realistisch? Erzieher und Forscher üben Kritik.
Ist eine offene Kita die beste Kita? Diese Frage stellen sich seit Anfang des Jahres nicht nur Eltern, sondern auch Fachkräfte und Leitungen in den Kindertagesstätten im Land. Denn seitdem gilt das neue Kindertagesförderungsgesetz (KiTaG) in Schleswig-Holstein. Vieles sollte damit besser werden – oder zumindest anders.
Die Betreuungsqualität für die Kinder soll gleich bleiben. Eltern sollen sich mehr auf die Öffnungszeiten ihrer Kita verlassen können. Die Kitas sollen weniger Bürokratie erdulden und mehr Arbeit am Kind leisten können. Mehrere Jahre wurde an dem Gesetz gearbeitet. Und es wurde immer wieder kontrovers diskutiert.
Sinkende Betreuungsqualität: Wie der neue Personalschlüssel die Kitas unter Druck setzt
Leitungs- und Verwaltungsaufgaben werden in den neuen Personalschlüsseln mehr berücksichtigt. Ebenso Kräfte, die indirekt bei der Kinderbetreuung helfen, zum Beispiel in der Küche. Damit soll das Personal, das tatsächlich Kinder betreut, entlastet werden. Nach der ersten Krankheitswelle unter den neuen Voraussetzungen klagen nun aber viele Kita-Träger unter vorgehaltener Hand: Das Fachpersonal werde unter den neuen Regeln überbelastet.
Eine tatsächliche Betreuung sei mit der neuen Minimalbesetzung von anderthalb Fachkräften pro Regelgruppe noch weniger zu gewährleisten als mit der alten. Die lag bisher bei zwei Fachkräften pro Regelgruppe. Das Gefühl, Kinder „aufzubewahren“, sei damit noch häufiger geworden. Gleichzeitig sei man aber in Rechtfertigungsdruck gegenüber den Eltern gekommen, wenn man schließe – denn auch diese Option liegt nun mehr im Ermessen der Kindertagesstätten.